Reviews | By Rigobert Dittmann / Bad Alchemy Magazin (122)
Gold Lines | Bird & Renoult
BIRD & RENOULT, das sind DinahBird und Jean-Philippe Renoult, sie Jg. 1975 und aus London, er Jg. 1967 und aus Paris. Dort ma­chen sie zusammen konzeptionelle Klang­kunst, die um Fragen der Diffusion, Transmis­sion und der Erinnerung kreist, mit dem Oh­renmerk auf Radiowellen, Taperecorder, An­tennen, Transistoren, Ghettoblaster und Un­terseekabel. Protagonist von Gold Lines (Gruen 216/23, MC + Digital) ist einerseits die algorithmische Mikrowellenverbindung zwi­schen der New York Stock Exchange und der Chicago Mercantile Exchange. Und die Ver­bindung zwischen den Londoner und Frankfurter Börsen quer durch Belgien andererseits. Geprassel und eine technische Beschreibung des Transfers mit dicker Amizunge, rhyth­misches Zucken, als würden Nuggets gesiebt, und eine Feueralarmsirene geben dem Ge­schäft der gold- und profitberauschten Heuschrecken den zwiespältigen Anstrich, den es verdient. []

 

I receive you | Bird & Renoult
Bei I receive you (Gruen 216x/23, Postcards + Digital) kreisen BIRD & RENOUL im Dépar­tement Indre nostalgisch um Sendemasten, der mir nächste ist der 125 m hohe Stahlgit­terturm des Bayerischen Rundfunks auf der Frankenwarte. Der Futurist Fortunato Depero hat die Antennen des Hörfunkzeitalters besungen mit: If I were an antenna, I would feed on birds on electricity and on thirst-quenching clouds. I would be the conductor of an or­chestra of tempests and eagle song. Das Pariser Paar orchestriert es mit Shortwave Ra­dios, Found Tapes, Pyral Discs (eine Erfindung von 1934, dem Jahr des Gedichts), Tu­torial Cassettes, einer kaputten Gitarre, dem Gmebogosse 4 (eine Erfindung von Christian Clozier, dem Mitbegründer der Groupe de mu­sique expérimentale de Bourges) und einem Grendel Drone Commander. []