Review | By Rigobert Dittmann / Bad Alchemy Magazin (127)
Kafkas Metamorphosen | Matthias Engelke
Nach „Resonant Dowland“ (2020) und „Zeitfrei“ (2022) hat Engelke mit „Woman Giant“ mit der Moradokmai Theatre Community ein Projekt über Gesang, Poesie und Mythen der Thai realisiert und mit „New Report on Giving Birth“ (2023) ein Tanztheaterprojekt mit Wen Hui & Living Dance Studio. Das hier ist nun im Rückgriff die Musik für ein Tanzstück von Irina Pauls, uraufgeführt 2004 in Heidelberg. Mit ‚Zeit‘, ‚Anderssein‘, ‚Metamorphose‘, ‚Takt‘, ‚Objekt‘, ‚Schuß‘, ‚Ungeziefer‘, ‚Fremdheit‘, ‚Dualität‘, ‚Ekel‘, ‚Familienbild‘ als bewegten, von Engelken selbst mit Violine, Viola und Klavier in elektronischer Modulation beschallten Szenen. Von der Bühne los-, aber keineswegs abgelöst, muss die insbesondere durch „Die Verwandlung“ angeregte Musik beim Versuch, mit Kafkas Gregor Samsa vom Konkreten zum Surrealen zu kippen, auf eigenen Füßen krabbeln. Zum Familiären und Soliden nicht fähig, als hingetuschtes Strichmännchen von anderer Art, als ‚Ungeziefer‘ voller Scham der Vertikalen nicht würdig. Engelke evoziert das durch fragile, instabile, löchrige, schwindsüchtige Klänge, durch Stagnation, Repetition, mit kleinen Wellen, zuckelig wirbelnden Ticktack-Beats. []